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Rasengleise unterstützen gutes Stadtklima

16.05.2013

Seit 1995 wird zwischen und neben Straßenbahngleisen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) Rasen verlegt. Natürlich nicht überall. Nur dort, wo die Bahn auf einer separaten Trasse fährt und der Einbau prinzipiell möglich ist. Neben Effekten wie Lärmschutz und Reduzierung von Emissionen bietet das Rasengleis aber noch mehr Vorteile. Die Pflanzen bauen Kohlendioxid ab und sorgen durch Verdunstung von Wasser für ein kühleres und verträglicheres Mikroklima in Dresden. Wenn auch nur rechnerisch ermittelt, leistet der Rasen für Dresden eine Kühlung im Gegenwert von etwa sechs Millionen Euro pro Jahr.



Über 100.000 Quadratmeter zusätzliches Grün

Im Sommer 1995 wurden im Gleisbereich der Fröbelstraße erstmalig einige hundert Meter Rasengleis verlegt. Ein Jahr später kam ein Stück der Großen Meißner Straße hinzu und 1998 folgten die Grunaer Straße und die Straßenbahntrasse nach Prohlis. Inzwischen sind es mit 29,2 Kilometern knapp elf Prozent des rund 273,5 Kilometer umfassenden DVB-Gleisnetzes und damit eine zusätzliche Grünfläche für Dresden von mehr als 110.000 Quadratmetern. Das entspricht gut 15 FIFA-Fußballfeldern. Zuletzt erhielten 2012 Teile der Freiberger Straße und im April 2013 die Neubaustrecke zur Messe Dresden eine Eindeckung mit Rollrasen. Weitere Abschnitte sollen im Rahmen des geplanten Stadtbahnausbaus zwischen Löbtau und Strehlen sowie zwischen Bühlau und Weißig folgen. Auch auf den Schienen Richtung Weixdorf und Hellerau ist eine weitere Begrünung denkbar. Die Rasenschicht zu verlegen, kostet pro Quadratmeter rund vier Euro. Dazu kommen weitere Aufwendungen für den Unterbau.



Kühlung, Schallschutz und weniger Staub

Grünflächen in Städten gibt es nie genug. Die DVB-Rasengleise sehen gefällig aus und sorgen durch langsame Verdunstung von gespeichertem Wasser vor allem im Sommer für eine zusätzliche Kühlung. Ganz nebenbei entsteht damit ein weiterer Hochwasserschutz. Durch die langsamere Versickerung und vor allem Speicherung von Niederschlägen trägt es zur besseren Regulierung des Grundwasserspiegels bei. Auch fahren Bahnen auf Rasengleisen deutlich leiser. Bis zu fünf Dezibel weniger wurden bereits von den Akustikern gemessen. Das ist nicht nur nachts ein angenehmer Effekt in Wohngebieten. Darüber hinaus bauen die Pflanzen durch Fotosynthese Kohlendioxid ab und binden Feinstaub. Weil Schmutz und Abfälle nicht ins Schotterbett sickern, kann die DVB diese Gleisanlagen leichter sauber halten.



Einfacher Aufbau, hohe Speicherkapazität

Der Rasen kann nur auf separaten Bahntrassen verlegt werden. Dort sind die Schienen auf Schwellen im Schotterbett montiert. Darauf kommt dünnes Filtervlies. Das schützt den Schotter vor Verschmutzungen, lässt aber überschüssiges Wasser durch. Um zusätzliche Feuchtigkeit zu binden, folgt ein rund ein Zentimeter dickes Speichervlies. Als Pflanzerde eignet sich ein Gemisch aus 30 Prozent "Stützkorn" mit hoher Wasserspeicherkapazität wie Liapor oder Lavadur und 70 Prozent Mutterboden bzw. Kompost. Als oberste Schicht wird bis fünf Zentimeter unter die Schienenoberkante gemischter Rollrasen ausgebracht. Die Schienen selbst liegen zwischen elastischen Kammerelementen und haben keinen unmittelbaren Kontakt zur Pflanzung.



Habichtskraut oder Schafschwingel, die richtige Mischung ist wichtig

Seit der ersten Verlegung suchten die Gleisfachleute nach der richtigen Rasenmischung. Eine, die pflegeleicht und widerstandsfähig ist. Dazu entstanden auf der Trasse nach Prohlis insgesamt 35 Versuchsfelder. Sieben verschiedene Substrate, unterschiedliches Speichervlies und neun Pflanzenarten in wechselnder Kombination wurden dort getestet. Aus "normalem" Gras, Klee, Rispengras, Zwergbambus, Mittagsblume, Habichtskraut, Segge, Bruchkraut, Andenpolster und Schafschwingel wurden Mischungen erstellt. Vor allem Habichtskraut und Schafschwingel haben sich als außerordentlich widerstandsfähig erwiesen, tolerieren auch trockene Zeiten und treiben schnell wieder aus. Sie lassen sich aber nicht als Rollrasen verlegen sondern müssen von Hand einzeln gepflanzt werden. Das ist zu aufwändig. Letztlich hat sich die Zusammensetzung aus drei verschiedenen Sorten Rasen, dem Deutschen Weidelgras, dem Wiesenrispengras sowie unterschiedlichen Schwingelarten, als sehr praktikabel und wirtschaftlich sinnvoll erwiesen.



Überschaubarer Pflegeaufwand

Trotz Speicher und Substrat: Lange Hitzeperioden übersteht auch Rasengleis ohne Bewässerung nicht schadlos. Um vorzubeugen, gibt es verschiedene Lösungen. Zusätzliche Speichermulden unter dem Rasengleis können das Wasserreservoir erhöhen. Noch besser sind automatische Bewässerungsanlagen. Auf der Münzmeisterstraße wird Regenwasser in einer unterirdischen Zisterne gesammelt und langsam an das Rasengleis abgegeben. Auf den Strecken nach Pennrich und zur Messe wurde eine Automatik eingebaut, die das Rasengleis aus einem unterirdischen Brunnen speist. Die einfachste Lösung bleibt aber die Bewässerung per Straßenbahn. Dafür stehen ein alter Triebwagen mit Anhänger und der Schienenschleifwagen mit einer Kapazität von jeweils 4.000 Litern zur Verfügung. Allerdings benötigt man für 200 Meter Strecke bis zu 600 Liter Wasser. Deshalb soll ein ausrangierter Tatra-Wagen mit einem 12.000-Liter-Tank ausgerüstet werden. Nachgefüllt wird nur gesammeltes Regenwasser in Reick oder Gorbitz bzw. Brunnenwasser an der Messe, auf der Waltherstraße oder in Trachenberge. Etwa vier bis fünf Mal pro Jahr trimmt eine Gartenbaufirma den Rasen. Wird der Bewuchs nicht durch Fremdeinwirkung wie unbefugtes Überfahren beschädigt, ist keine weitere Pflege nötig. Der jährliche Pflegeaufwand beläuft sich auf knapp drei Euro pro Quadratmeter.



Kühlleistung für knapp sechs Millionen Euro

Lassen sich bei Aufrechterhaltung aller sonstigen Funktionalitäten die Straßenbahngleise begrünen und damit das innerstädtische Mikroklima verbessern? Dieser Frage stellten sich die Vertreter der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) und der DVB 2005 innerhalb eines gemeinsamen Forschungsprojektes mit einem überraschenden Ergebnis: Pro Jahr bewirkt das DVB-Rasengleis insgesamt eine Abkühlung von etwa 8,8 Milliarden Kubikmeter Luft um 10 Grad Kelvin. Das entspricht einer theoretischen Luftmenge von 88 Stadien oder, bei einem mit 20 Cent angesetztem Strompreis je Kilowattstunde, einer fiktiven Kühlleistung von knapp sechs Millionen Euro. Diese gigantische Luftmenge und die Kühlleistung können zwar nicht exakt gemessen werden, das Ergebnis lässt sich dennoch wissenschaftlich errechnen.




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