Neue Fahrscheinautomaten für Stadtbahnen und Busse
13.10.2021
Ende Oktober 2021 beginnen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) mit dem Austausch ihrer mobilen Fahrscheinautomaten in den Stadtbahnen. Die neuen ersetzen die rund 30 Jahre alten bisherigen Modelle. Sie sind kleiner und leichter, bezahlt wird mit Karte statt Bargeld. Ab Dezember werden auch die neu gelieferten Busse damit ausgerüstet, die Bestandsfahrzeuge folgen ab Frühjahr. Am Jahresende 2021 sollen alle Stadtbahnen einen neuen Fahrscheinautomaten besitzen, die Busse spätestens im Sommer 2022. Die Umrüstung kostet rund 2,7 Millionen Euro und wird ohne Fördermittel finanziert.
Blechtrottel haben ausgedient
„Waren die bisherigen Automaten Anfang der 1990er Jahre das Maß der Dinge, sind sie heute überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig“, sagt DVB-Marketingchef Martin Gawalek. „Vor allem wurde von den DVB-Kunden immer häufiger die fehlende Möglichkeit zur bargeldlosen Bezahlung kritisiert.“ Dazu kamen die stark zunehmende Störanfälligkeit sowie ein akuter Mangel an Ersatzteilen. Wegen ihrer überholten Technik wurden die Geräte vom Servicepersonal zuletzt als „Blechtrottel“ bezeichnet. Der Begriff hatte sich schon bei den früheren stationären Automaten etabliert.
Kompakt und einfach zu bedienen
„Wir haben in die Auswahl von Technik und Design des neuen Automaten richtig viel Zeit investiert und dabei vor allem auf unsere Kunden gehört“, erklärt Gawalek. „In der Abwägung, welche Tickets im Wagen verkauft werden sollen, welche Formen der Bezahlung möglich sein müssen und wie groß oder schwer das neue Gerät sein darf, haben wir uns letztlich für ein kompaktes und leicht zu bedienendes Modell entschieden.“ Hersteller ist die Dortmunder Firma ICA, die auch schon die stationären Automaten an den Haltestellen geliefert hat. Der mobile Ticketautomat ist ebenfalls mehrsprachig und zeigt neben Deutsch auch Englisch, Spanisch, Tschechisch, Polnisch oder Russisch an.
Ticket kommt sofort
Mit 59 Zentimetern Höhe und 22 Zentimetern Breite ist der neue Automat deutlich kleiner als sein Vorgänger. Er wiegt nur 11,5 Kilogramm, ist damit leicht austauschbar und kann sogar in Busse eingebaut werden. Auf dem Startbildschirm des 10,1 Zoll großen Farbdisplays sind mit der Einzelfahrt, Einzelfahrt ermäßigt, Tageskarte und Familientageskarte die vier am häufigsten in DVB-Fahrzeugen gekauften Tickets abgebildet. Durch antippen lassen sie sich direkt auswählen, bezahlt wird kontaktlos durch das Auflegen der Girokarte (EC), Kreditkarte oder des Handys. Damit das im fahrenden Wagen möglichst schnell geht, wird auf eine lange Menüführung verzichtet. Es kann immer nur ein Fahrschein gekauft werden, der wie bisher schon entwertet ist. Auch aus hygienischen Gründen fällt das Ticket nicht in einen Ausgabeschacht, sondern kann direkt am Ausgabeschlitz abgezogen werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist das Angebot eines Kaufbeleges.
Automat denkt mit
Bei Linien, die über die Tarifzonengrenze fahren, werden je nach Standort und Fahrtrichtung auch Tickets für zwei Zonen angeboten. Das erkennt der Automat und passt seinen Startbildschirm dynamisch an. Er meldet sich auch von selbst über ein Hintergrundsystem beim Service, wenn die Rolle mit den Vordrucken zu Ende geht oder sich ein schleichender Fehler anbahnt. Dann kann der Wartungsdienst schon an den Bus oder die Bahn kommen, noch bevor der Automat überhaupt außer Betrieb geht.
Notlösung für Kurzentschlossene
Während die stationären Automaten das komplette Fahrscheinsortiment und auch einen Vorverkauf anbieten, ist die mobile Variante mit einem reduzierten Angebot weiterhin nur als Notlösung für Kurzentschlossene gedacht. „Für diejenigen, die schnell noch mitfahren wollen oder wenn es keinen stationären Automaten an der Haltestelle gibt“, erläutert Gawalek. „Mehr als 80 Prozent aller DVB-Fahrgäste sind heute ohnehin mit einer Dauerkarte - beispielsweise einer Monatskarte, einem Jobticket oder einem Semesterticket - unterwegs. Nach der Einführung des Bildungstickets ist die Tendenz noch steigend.“ Deshalb wurde das verkürzte Sortiment des mobilen Verkäufers speziell auf Gelegenheitsfahrer und Touristen abgestimmt.
Einbau zuerst in Stadtbahnen
Die neuen mobilen Automaten werden ab dem 25. Oktober 2021 nach und nach in die 166 vorhandenen Stadtbahnwagen der DVB eingebaut. Damit keine Bahn unnötig ausfällt, erfolgt der Austausch nur nachts, wenn die Wagen im Betriebshof Gorbitz abgestellt sind. Natürlich bekommen auch die 30 neuen Stadtbahnen solch einen Automaten. Dagegen ist ein Einbau in die alten Tatra-Wagen nicht mehr vorgesehen. Bis zum Jahresende soll die Umrüstung der Bahnen abgeschlossen sein.
Ab Dezember 2021 erhalten parallel auch schon die neu gekauften Busse einen mobilen Automaten. Die Umrüstung der Bestandsfahrzeuge, einschließlich die der Tochterunternehmen, beginnt dann im Frühjahr 2022 und soll bis zum Sommer fertig sein. Die mobilen Automaten ermöglichen Kunden wieder einen Fahrscheinkauf im Bus. Der Verkauf durch die Busfahrer wurde im März 2020 pandemiebedingt eingestellt. Dieser Wegfall hatte allerdings auch positive Effekte auf die Pünktlichkeit einiger Linien wie beispielsweise der 63. Früher gingen durch den Verkauf von Tickets durch den Fahrer an manchen Haltestellen gleich mehrere Minuten verloren, wodurch der Bus dann mit Verspätung unterwegs war.
Mehr Automaten an Haltestellen
„Wir haben uns die Stationen, an denen früher besonders viele Fahrscheine beim Busfahrer gekauft wurden oder vielfache Kundenwünsche bestehen, genauer angeschaut“, meint Martin Gawalek. Und er setzt fort: „Dort wo es möglich und sinnvoll ist, stellen wir bis Ende Oktober auch noch weitere stationäre Automaten auf.“ So kommen 13 neue Standorte, darunter am Endpunkt Weixdorf, zum Netz der vorhandenen 145 stationären Ticketautomaten an Haltestellen hinzu.
Technische Daten der neuen mobilen Fahrscheinautomaten:
- Abmessungen: 59 Zentimeter hoch, 22 Zentimeter breit, 23 Zentimeter tief
- Gewicht: knapp 11,5 Kilogramm
- Display: 10,1 Zoll-Touchdisplay mit Vandalismus resistenter Oberfläche, 18 Grad geneigt-
- Material: Edelstahlskelett mit besonders schlagfestem Kunststoffmantel
- Design: abgerundete Form, prämiert mit Industriepreis „Red Dot Design Award“
- Hersteller: ICA Dortmund
- Anzahl: 512 (einschließlich Werkstattreserve und Erweiterungsmöglichkeit)
- Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Tschechisch, Polnisch, Russisch
- Zahlungsmöglichkeiten: Girocard (EC-Karte), Kreditkarte (VISA/MasterCard - später American Express), Apple Pay, Google Pay
- Ticketangebot: Einzelfahrt, Einzelfahrt ermäßigt, Tageskarte, Familientageskarte (auf Linien mit Tarifzonengrenze auch für zwei Tarifzonen) - Angebot kann bei Bedarf geändert werden.