Praxistest zur Vermeidung von Hitzeschäden: Dresdner Straßenbahn fährt auf weißen Schienen
22.07.2022
An zwei Stellen im Gleisnetz testen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) jetzt weiße Schienen. In Gorbitz zwischen den Stationen „Kirschenstraße“ und „Schlehenstraße“ sowie in Klotzsche zwischen der „Arkonastraße“ und dem Industriepark Klotzsche“ wurde das Gleis auf einer Länge von mehreren hundert Metern mit weißer Farbe gestrichen. Bis zum Ende des Sommers wollen die DVB-Gleisfachleute testen, ob dabei ein positiver Effekt auf die Gleiseigenschaften bei starker Sonneneinstrahlung entsteht.
Die zunehmend auftretenden hohen Temperaturen in Verbindung mit intensiver Wärmestrahlung sorgen auch für eine Erwärmung der Schienen. Diese dehnen sich in der Folge aus und es entstehen Spannungen innerhalb des Materials. Das kann langfristig zu Verformungen führen, die von den Fachleuten als Gleisverwerfungen bezeichnet werden. Diese Gleisverwerfungen müssen aufwändig repariert werden. Besonders betroffen sind freiliegende Gleisabschnitte auf den nur von Straßenbahnen befahrenen Trassen. Dort sind neben der Schienenoberfläche auch die Schienenflanken der Wärmestrahlung ausgesetzt. Der Effekt wird durch die dunkle Oberfläche der Flanken, welche die Sonnenstrahlung absorbieren, zusätzlich verstärkt. Eine hellere Oberfläche könnte hier Abhilfe schaffen.
Deshalb testen die DVB an den zwei Standorten eine weiße Beschichtung. Für den Anstrich wird lösungsmittelfreie Fassadenfarbe verwendet. Die Kosten betragen rund 500 Euro, gestrichen haben die DVB-Gleisbauer selbst. Im Laufe des Sommers finden mehrere Messreihen statt. Dafür wird ein magnetisches „Schienenthermometer“ angebracht, auf dem man die Erwärmung ablesen und mit dem nicht gestrichenen Gleis direkt vor Ort vergleichen kann.
Die Idee für weiße Schienen ist nicht neu. Die Dresdner haben sich von den Kollegen der Würzburger Straßenbahn inspirieren lassen. Aber auch in Italien, Österreich oder bei der Deutschen Bahn gibt es solche Versuche. Die Wirksamkeit der Anstriche unterliegt vielen Einflussfaktoren wie Lage, Dauer der heißen Temperaturen, Intensität der Sonneneinstrahlung oder Aufbau der Gleisanlage. Daher ist es notwendig, den Test direkt vor Ort vorzunehmen. Bisherige Erfahrungen zur Reduzierung der Schienentemperatur schwanken zwischen „kaum messbar“ und einer Senkung um bis zu sieben Grad Celsius. Eine deutlich messbare Temperatursenkung wäre ein erheblicher Vorteil und würde bei geringem Kostenaufwand massiv Reparaturkosten sparen.