Jubiläum: 130 Jahre Standseilbahn
23.10.2025 | Geschichte
Am 26. Oktober 2025 wird die historische Dresdner Standseilbahn 130 Jahre alt. Damit ist sie zwar nicht die älteste, aber eine der schönsten Standseilbahnen Deutschlands. Nicht nur das technische Denkmal selbst, auch die einzigartige Lage der Dresdner Standseilbahn am malerischen Loschwitzer Elbhang zieht neben Bewohnern viele Besucher an. Heute gehört sie zu den touristischen Highlights der Stadt Dresden. Passend zum Jubiläum erhalten beide Wagen eine entsprechende Beklebung, die auf ihre lange Tradition verweist. Die Fahrt mit einem der sichersten öffentlichen Verkehrsmittel lohnt sich immer!
Die 1895 eröffnete Dresdner Standseilbahn führt vom Körnerplatz hinauf zum Stadtteil Weißer Hirsch - das Nobelviertel, das durch das Sanatorium von Dr. Heinrich Lahmann und die bahnbrechenden Leistungen von Prof. Manfred von Ardenne Weltruhm erlangte. Dabei legt sie 547 Meter zurück, überwindet 95 Höhenmeter und bezwingt eine maximale Steigung von 29 Prozent.
Die Idee einer Drahtseilbahn setzte sich durch
Schon Anfang des 19. Jahrhunderts zog es viele reiche Dresdner an die Loschwitzer Hänge und auf den Weißen Hirsch. Mit der Besiedelung entstanden Mobilitätsbedürfnisse. 1873 begannen die ersten Planungen für eine Drahtseilbahn. Zur Baugenehmigung kam es jedoch erst 20 Jahre später, als das ursprüngliche Vorhaben der Staatsregierung zum Bau einer Eisenbahnverbindung gescheitert war. Die heutige Streckenführung mit der versteckt zwischen den Häusern liegenden Talstation, den beiden Tunneln und der Stahlbrücke ergab sich als Kompromiss mit den Anliegern, die möglichst nichts von ihren Grundstücken abgeben wollten. Nach elf Monaten Bauzeit konnte die Drahtseilbahn am 26. Oktober 1895 ihren Betrieb aufnehmen. In den ersten Betriebstagen wurde die Bahn sehr viel benutzt. Zusätzlich zu den Ausflüglern bildete sich bald ein fester Kundenstamm.
Die Standseilbahn beförderte sogar Kohle, Baustoffe und Pferde! Zur Beförderung standen ursprünglich zwei Hauptwagen zur Verfügung, die bei Bedarf mit zwei Vorsatzwagen zur Personenbeförderung oder zwei Güterwagen mit drehbarer Ladefläche ergänzt wurden. Auf den Güterwagen fanden ganze Pferdefuhrwerke, beladen mit Kohle und Baustoffen, Platz. Der Güterverkehr auf der Standseilbahn wurde allerdings bald wieder eingestellt, als sich andere Weg der Versorgung des Stadtteils ergaben.
Nachdem sie mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, gelangte die Standseilbahn 1906 in den mehrheitlichen Besitz der Elektra AG, die die benachbarte Schwebebahn betrieb. Seit 1912 ist sie Eigentum der Stadt Dresden und wird von den DVB betrieben. 1909 verabschiedete man sich von den beiden Dampfmaschinen und stellte auf elektrischen Betrieb um. Die Wagen erhielten 1932 mit dem Bau einer Oberleitung elektrische Beleuchtungen und Heizungen. 1934 wurden die Wagen erstmals erneuert.
Die Bombennacht von 1945 und ihre Folgen
Mit der Bombenacht vom 13. Februar 1945 kam auch für die Standseilbahn ein vorläufiges Aus. Weil das Personal die Wagen vor jedem Bombenalarm aber stets in die Tunnel fuhr, blieben diese zum Glück unversehrt. Zwar war die Talstation zerstört, jedoch konnte die Bahn bereits nach wenigen Tagen ihren Betrieb wieder aufnehmen und war in dieser Zeit eines der wenigen noch funktionstüchtigen Verkehrsmittel der Stadt.
Nach Kriegsende begann ein schwerer Neuanfang. Erst ab 1960 war es möglich, die Standseilbahn Stück für Stück zu modernisieren. In den Jahren 1962/63 wurden in der Straßenbahnwerkstatt Trachenberge neue Wagen gebaut. Sie boten Fahrgästen und Personal mehr Komfort und verfügten über ein geschlossenes Gepäckabteil.
Unter Denkmalsschutz gestellt und umfangreich saniert
Nachdem die Standseilbahn 83 Jahre ohne größere Unterbrechungen fuhr, wurde 1978/79 eine Generalreparatur notwendig. Die Fördermaschine, der obere Tunnel, das Gerüstviadukt und die Wagen mussten instandgesetzt werden.
1984 stellte man die Standseilbahn in ihrer Gesamtheit als technisches Denkmal unter besonderen Schutz.
Nach der Wende erfolgte eine Modernisierung der gesamten Bahnanlage. Dafür wurde die Standseilbahn in den Jahren 1993/94 vorübergehend stillgelegt.
Die letzte große Überholung fand 2020/21 statt. Das Steuern der Standseilbahn ist seitdem nicht mehr nur von der Bergstation, sondern auch aus dem neuen Funktionsgebäude in der Talstation heraus möglich. Im Bereich des 102 Meter langen Viaduktes wurden 136 Holzbalken getauscht. Hauptakt der Rekonstruktion bildete der Einbau einer digitalen Sicherheitssteuerung. Außerdem erfolgte der Tausch des 610 Meter langen Zugseils, das bis zu 40 Jahre halten soll.
Strenge Sicherheitsregeln für Bergbahnen
Bergbahnen in Deutschland unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben. Deshalb wird die Standseilbahn zwei Mal jährlich einer Revision unterzogen, einmal pro Jahr gibt es eine TÜV-Prüfung. Bei der Prüfung werden unter anderem die Fahrzeuge mit 20 Prozent über Maximalgewicht belastet und trotzdem müssen alle sicherheitsrelevanten Bauteile, zuvorderst die Bremsen, ihre Funktion beweisen. Zusätzlich erfolgt einmal pro Woche der komplette Test aller Bremseinrichtungen und jeder Betriebstag beginnt grundsätzlich mit einer optischen Kontrolle des Zugseiles, bevor die ersten Fahrgäste zusteigen.
Seit 2021 gibt es entlang der Standseilbahnstrecke eine neu vom Gesetz geforderte „Baumfallsicherung“. Das ist ein Steuerdraht, der, fällt ein Ast oder Baum auf die Strecke, zum Sicherheitsstopp beider Wagen führt. So lässt sich jegliche Kollision vermeiden. Nicht erst seit Einführung dieser zusätzlichen Sicherung gehört die Standseilbahn zu den sichersten öffentlichen Verkehrsmitteln Dresdens. In ihrer 130-jährigen Geschichte ist kein einziger Fall überliefert, bei dem jemals Fahrgäste ernsthaft zu Schaden gekommen sind.
Informationen zu Betriebszeiten, aktuelle technische Daten sowie spannende Ausflugstipps rund um die Standseilbahn finden Sie hier.
