Jahresbilanz: Ein Rück- und Ausblick
12.01.2023 | Unternehmen
Ob das 9-Euro-Ticket, die Feierlichkeiten rund um das 150-jährige Straßenbahnjubiläum, die Einführung des MOBIshuttles oder neue Wege zur Personalgewinnung – ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Das haben wir zum Anlass genommen, die Zeit Revue passieren zu lassen.
Schauen Sie mit uns zurück und erfahren Sie, was wir für dieses Jahr planen.
Rückblick auf 2022
Fahrgäste kehren zurück
Die Fahrgastnachfrage war 2022 noch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie gekennzeichnet. Gestartet mit Nachfragerückgängen von rund einem Drittel konnte sich die werktägliche Nachfrage insbesondere durch das 9-Euro-Ticket im Sommer deutlich erholen. Sie lag im Juli gar über den Vergleichswerten von 2018/2019, also vor der Pandemie. Mit Auslaufen des 9-Euro-Tickets gingen die Fahrgastzahlen auf circa 90 Prozent der Vor-Corona-Werte zurück.
Die Fahrgastzahl lag 2022 mit rund 143 Millionen beförderten Passagieren (Prognose) deutlich über den Werten von 2020 mit 116 Millionen und 2021 mit 110 Millionen. Die Vor-Corona-Zahl von 164 Millionen aus dem Jahr 2019 wurde noch nicht erreicht. Das lässt sich auf die Corona bedingten Einschränkungen wie der Maskenpflicht, weniger Veranstaltungen als vor der Pandemie und die verstärkte Tendenz von Arbeitnehmern zum Homeoffice zurückführen.
Spitzenplatz beim Kundenbarometer
Zum sechsten Mal in Folge, diesmal gemeinsam mit der Rostocker Straßenbahn AG, haben wir den Spitzenplatz im deutschlandweiten ÖPNV-Kundenbarometer belegt. Die Gesamtzufriedenheit liegt bei 2,29 (Vorjahr 2,24). Insgesamt 93 Prozent (Vorjahr 95 Prozent) aller Fahrgäste sind mit unseren Leistungen vollkommen zufrieden, sehr zufrieden oder zufrieden.
Das Kundenbarometer bescheinigte uns darüber hinaus mit einem Wert von 2,00 eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Umsetzung des 9-Euro-Tickets. Beim erstmals abgefragten Merkmal „Wohlfühlen im ÖPNV in der aktuellen Situation“ erreichten wir den dritten Platz im gesamten Unternehmensvergleich.
Rund 85 Millionen Euro investiert
Im vergangenen Jahr investierten wir rund 85 Millionen Euro (2021 rund 70 Millionen) in Betriebsanlagen und Fuhrpark. Hohe Priorität hatte der weitere Ausbau des Stadtbahnnetzes sowie die Beschaffung neuer Busse. Die Gleisbaustellen Berthold-Haupt-Straße und Gleisschleife Kleinzschachwitz wurden im vorgesehenen Zeitraum fertig. Auch die Erneuerung der Haltestelle am Albertplatz konnte bis auf wenige Restarbeiten im Dezember beendet und wieder für den Straßenbahnverkehr freigegeben werden.
Gemeinsam mit dem STA Dresden durchgeführt, starteten 2022 ebenfalls Baustellen an der Eisenbahnunterführung Hansastraße sowie die Bauarbeiten auf der Großenhainer Straße. Diese laufen noch bis Mitte 2023. Die Ertüchtigung der Antonstraße im Zuge des Stadtrings zwischen Bahnhof Neustadt und Leipziger Straße fand in den Sommerferien statt. Die Modernisierung unserer Betriebshöfe lief 2022 weiter auf Hochtouren. Der Bushof Gruna wurde für die Elektromobilität mit Bussen zukunftssicher aufgerüstet, in Gorbitz, Reick und Trachenberge erfolgte die Anpassung für die Wartung und Pflege des neuen Stadtbahnwagens.
Neue Wege zur Personalgewinnung
Auf der Suche nach neuen Mitarbeitern beschreiten wir weiter neue Wege: Am 15. November 2022 fuhr erstmals die „Karriere-Bahn“ durch Dresden. Bewerber konnten an Haltestellen einsteigen und sich während der Fahrt über alle Stellenangebote informieren. Dort stiegen überwiegend Personen ein, die sich für den Quereinstieg in den Fahrdienst interessierten. Aber auch potenzielle Auszubildende, Studierende und ausgebildete Fachkräfte wollten mehr über eine Beschäftigung bei uns wissen. Die Fahrten der „Karriere-Bahn“ werden 2023 fortgesetzt.
Ebenfalls sehr erfolgreich liefen 2022 neue Formate wie der „Tag der offenen Fahrertür“, bei dem Bewerber die Tätigkeit selbst praktisch erproben konnten. In Zusammenarbeit mit dem Verein Arbeit und Leben e. V. werden zudem insbesondere Migranten angesprochen, die bereits in Dresden leben. Nachdem Kollegen aus Serbien sehr gut im Unternehmen integriert sind, soll auch 2023 im Ausland nach Mitarbeitern gesucht werden.
Ebenfalls eine gute Resonanz erhielten wir auf unsere Stellenangebote im Internet und über verschiedene Online-Portale wie beispielsweise XING. Ende 2022 beschäftigten wir insgesamt 2007 Mitarbeiter, das sind 42 mehr als im Vorjahr. Im Ausbildungsjahr 2022 wurden 28 Jungfacharbeiter übernommen, 36 Auszubildende haben neu angefangen. Im kommenden Jahr soll die Anzahl auf 47 steigen, darunter 20 Fahrer. Wir werden auch bei der KarriereStart im Januar 2023 mit einem eigenen Stand und unserem Fahrsimulator präsent sein.
150 Jahre Straßenbahn in Dresden
Mit zahlreichen Veranstaltungen haben wir 2022 das 150-jährige Jubiläum der Straßenbahn gemeinsam mit Ihnen in Dresden gefeiert. Highlights waren das Konzert der Dresdner Philharmonie am 18. Juni im Betriebshof Gorbitz mit rund 3.000 begeisterten Gästen und der Familientag am darauffolgenden Sonntag mit Kurzkonzerten.
Im September lockte die große Jubiläumsparty auf der Anfang 2022 wiedereröffneten autofreien Augustusbrücke zahlreiche Besucher in die Innenstadt. In Zusammenarbeit mit dem Straßenbahnmuseum Dresden e. V. und begleitet durch ein buntes Rahmenprogramm wurde dort anschaulich die Entwicklung der Fahrzeuge der Dresdner Straßenbahn anhand des betriebsfähigen historischen Wagenparks bis hin zum neuen breiten Stadtbahnwagen NGT DX DD präsentiert. Am 26. November 2022 startete unsere Neue offiziell ihren Einsatz auf der Linie 2, was ebenfalls für viel Begeisterung bei unserem Event in Kleinzschachwitz sorgte.
Linienangebot ausgebaut
Die größte Veränderung zu Jahresbeginn 2022 stellte die Einführung des neuen Linienbündels „Busnetz Nord“ dar. Damit wurden das ÖPNV-Angebot in Klotzsche, Langebrück und Schönborn sowie die Pendlerbeziehungen nach Ottendorf-Okrilla und Radeberg maßgeblich verbessert.
Seit Spätsommer 2022 ist die Buslinie 68 durchgehend elektrisch unterwegs. Die neuen Gelenkbusse sind bei Fahrgästen wie Fahrpersonal gleichermaßen beliebt. Auf der Linie 64 bieten seit Sommer 2022 überlange Capacity-Busse eine größere Kapazität auf der stark nachgefragten Buslinie an.
Generationswechsel bei Bahnen und Bussen
Unser Schienenfahrzeugbestand besteht aktuell aus 170 Stadtbahnwagen. Darunter sind vier neue Fahrzeuge vom TYP NGT DX DD, die sich derzeit im Probebetrieb bewähren. Weitere 26 neue erwarten wir 2023. Der Bestand der letzten Tatra-Bahnen reduzierte sich 2022 um zwei Wagen. Der Stadtbahnwagen 2512 ist seit 1996 im Einsatz und hat als Spitzenreiter bereits 2,08 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das entspricht 52 Erdumrundungen am Äquator. Die durchschnittliche jährliche Laufleistung der Stadtbahnen liegt bei knapp 80.000 Kilometern pro Fahrzeug.
Unsere Busflotte bestand zum Jahresende 2022 aus insgesamt 158 Fahrzeugen, darunter 21 Elektrobusse. Im Jahresverlauf wurden 30 neu ausgelieferte Dieselbusse modernster Bauart sowie 20 neue Elektrobusse in Betrieb genommen. Dafür werden ältere Fahrzeuge aussortiert, sodass sich der Bestand bei etwa 150 einpegelt. Der Spitzenreiter in der Jahreslaufleistung liegt bei rund 102.000 Kilometern. Insgesamt 1,11 Millionen Kilometer hat der Bus mit den meisten zurückgelegten Wegen auf der Uhr. Die Elektrobusse haben im Jahr 2022 insgesamt 565.000 Kilometer zurückgelegt. Der spezifische Energiebedarf betrug im Mittel 1,6 Kilowattstunden pro Kilometer und entspricht nur rund einem Drittel des Energiebedarfs eines Dieselbusses. Durch den Betrieb der Elektrobusse mit regenerativ erzeugtem Strom wurden 2022 rund 660 Tonnen Kohlendioxid gegenüber der vergleichbaren Dieselleistung eingespart.
Unsere MOBI-Welt wächst
Mit mehr als fünf Ausleihen pro Rad und Tag gehört unser MOBIbike-Angebot zu den erfolgreichsten Fahrradverleihsystemen Deutschlands. Einhergehend mit der Erweiterung in den Dresdner Osten (weite Teile Striesens sind nun auch integriert) wurden Ende des Jahres 300 zusätzliche Räder auf die Straßen gebracht. Insgesamt 1.300 Räder ermöglichen somit CO2-freie, den ÖPNV ergänzende und aktive Mobilität.
Seit dem 8. Juni ist das MOBIshuttle in den Stadtbezirken Pieschen, Neustadt und Klotzsche unterwegs. Unterstützt durch Fördermittel des Bundes soll das Pilotprojekt bis Ende 2024 Erfahrungen mit On-Demand-Verkehren und zu dessen Integration in den ÖPNV sowie zur Übertragbarkeit auf das weitere Stadtgebiet liefern.
Das Netz der MOBIpunkte ist Jahr 2022 auf 59 Stationen im ganzen Stadtgebiet angewachsen. Die Landeshauptstadt Dresden und wir halten damit eines der größten Netzwerke an Mobilitätsstationen in Deutschland vor. In nahezu jedem Stadtbezirk stehen die multimodalen Angebote wohnortnah zur Verfügung und ermöglichen den bequemen Wechsel zwischen Bahn, Bus, MOBIbike und MOBIcar.
Vertrieb meisterte Herausforderungen
Der Rollout neuer mobiler Fahrausweisautomaten wurde 2022 in den Bussen fortgesetzt und soll Mitte 2023 abgeschlossen sein. Eine überwiegend positive Kundenresonanz und sofort hohe Akzeptanz bestätigen unsere Vertriebsstrategie mit bargeldlosem On-Board-Verkauf.
Die rasche wie zeitgerechte Einführung des 9-Euro-Tickets prägte die Arbeit des Vertriebs im zweiten Quartal: So mussten die Zahlungsläufe für über 140.000 DVB-Abonnenten und das Abo-Online für Neuabschlüsse angepasst werden. Des Weiteren wurden stationäre Automaten und Apps für den Vertrieb dieses Monatstickets ertüchtigt. Damit konnten in dem dreimonatigen Zeitraum rund 4.400 neue Abonnenten gewonnen und etwa 417.500 9-Euro-Tickets verkauft werden.
Für ihr Abonnement-Geschäft hat unser Tochterunternehmen, die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM), uns als starken Partner gewonnen. Fast 12.000 Kunden der VGM profitieren mit dem Wechsel zu uns künftig von allen Vorteilen, die DVB-Abokunden bereits seit längerem zu schätzen wissen, insbesondere dem bequemen Online-Service und den MOBI-Vorteilen.
Ausblick auf 2023
Hauptuntersuchung Schwebebahn
Ende Januar 2023 steht die alle zehn Jahre fällige Hauptuntersuchung (HU) für die Schwebebahn an. Dabei werden neben notwendigen TÜV-Prüfungen auch verschiedenen kleine Reparaturen ausgeführt und alte elektronische Bauteile getauscht. Im Zuge der HU wird die Frühjahrsrevision gleich miterledigt, sodass die Bahn Mitte März wieder einsatzbereit ist.
Verbesserungen im Angebot
Mit der schrittweisen Umstellung der Linie 2 auf den Einsatz der neuen Stadtbahnwagen NGT DX DD wird mehr Platz für Fahrgäste angeboten. Dort freiwerdende lange Züge vorheriger Stadtbahngenerationen sollen auf anderen nachgefragten Linien für Entlastung sorgen. So etwa auf der Linie 4. Bis zum Sommer 2023 ist die Verlängerung der Linie 13 von Mickten nach Kaditz, insbesondere zur besseren Anbindung des südlich vom Elbepark neu entstandenen Wohngebiets, geplant.
Baustellen zur Verbesserung des Gleisnetzes
Die Rekonstruktion der Straßen und Gleise unter der Eisenbahnbrücke Hansastraße sowie die weitere Ertüchtigung der Großenhainer Straße bis zur Conradstraße läuft noch bis Sommer 2023. Danach können die neuen Stadtbahnwagen auch auf der Linie 3 eingesetzt werden. Der dafür eigentlich noch fehlende Abschnitt zwischen Pestalozziplatz und Zeithainer Straße lässt sich per Ampel regeln und wird im Folgejahr angepasst.
Voraussichtlich am 2. Mai beginnen Bauarbeiten auf der Blasewitzer und Loschwitzer Straße. Dabei handelt es sich zunächst um eine Reparatur im Bestand. So lassen sich die Bereiche mit reduzierter Geschwindigkeit für die Straßenbahnlinien 6 und 12 in überschaubarer Zeit beseitigen. Die konkrete Dauer der Bauarbeiten hängt von der Sperrtechnologie für die beiden Straßenzüge ab. Der grundhafte Ausbau dieser wichtigen Strecke zum Schillerplatz soll später erfolgen. Dann aber mit barrierefreien Stationen und bereit für den Einsatz der neuen Bahnen. Dafür ist ein Planfeststellungsverfahren nötig.
Ab 2. Mai beginnt das STA Dresden im Zuge der Bautzner Straße mit dem Neubau der vom Hochwasser 2013 stark geschädigten Straßenbrücke über die Prießnitz. Wegen der komplizierten Bauabläufe auf engem Verkehrsraum muss die Linie 11 bis ins Jahr 2024 umgeleitet werden.
Ähnlich verhält es sich mit der Linie 4 in Radebeul, wenn die Radebeuler Straße zwischen der Gleisschleife Radebeul Ost und der Eduard-Bilz-Straße ausgebaut wird. Der konkrete Baustart wird mit der Stadtverwaltung Radebeul abgestimmt. Bis Ende 2024 verlegen Fachleute neue Versorgungsleitungen und Schienen. Auch die wichtigen Haltestellen „Hauptstraße“ und „Zinzendorfstraße“ werden barrierefrei angelegt.
Neben diesen größeren Baustellen sind 2023 zahlreiche kleinere Reparaturen im Gleisnetz geplant. Die wichtigsten dieser so genannten laufenden Unterhaltungen (LU) finden im März auf der Gerokstraße, im April am Nürnberger Platz, in den Sommerferien auf der Lennéstraße, am Straßburger Platz und auf der Marienbrücke sowie im Herbst auf der Leipziger Straße statt.
Einführung Deutschlandticket
Der Verkauf des 49-Euro-Deutschland-Tickets, die technische Umsetzung sowie die Kommunikation dazu wird bis Jahresmitte zentraler Punkt des Vertriebes sein. Die Ausgabe des Deutschland-Ticket-Abonnements soll auch über das Smartphone möglich sein. Die Ausgestaltung wird aktuell gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Oberelbe diskutiert.
Mehr Kundenservice
Dieses Jahr geht unser multimodale App an den Start: Neben bekannten Funktionen wie Fahrplanauskunft für Bahn und Bus sind dann unter anderem auch MOBIbikes direkt in dieser App buchbar.
Verbesserte Fahrgastinformationen
Bis September wird unsere Fahrzeugflotte mit Komponenten zur Besetztgraderfassung in Echtzeit ausgerüstet. Die Fahrzeugauslastung soll in unseren Auskunftssystemen visualisiert werden. Darüber hinaus bieten wir ab Spätsommer 2023 an den Endpunkten ein Abfahrtscountdown an, welcher die Zeit bis zur Abfahrt an den Außenanzeigern der Fahrzeuge darstellt.
Mehr intelligente LSA-Steuerungen
Innerhalb des Dresdner Stadtrings und entlang der Ost-West-Verbindung werden 2023 die noch fehlenden neun von insgesamt 35 Lichtsignalanlagen (LSA) mit Steuerungen zur intelligenten Berücksichtigung von Bahnen und Bussen in Betrieb genommen. Dazu zählen die Knotenpunkte Lennéplatz, Sachsenallee, Wiener Straße sowie der Komplex Bahnhof Mitte. Damit sollen neben der Beschleunigung des ÖPNVs insbesondere dessen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit erhöht und Anschlüsse gesichert werden.
Schneller über Weichen
Im Laufe des ersten Quartals 2023 werden weitere Weichenkonstruktionen entlang der Linie 7 für eine höhere Befahrungsgeschwindigkeiten ertüchtigt. Beispielsweise am Georgplatz. Die dann gesammelten Erfahrungen zu Belastung und Verschleiß können bei zukünftigen Neu- oder Ausbauvorhaben berücksichtigt werden.
Vernetzte Leitstelle
Mit der zunehmenden Vernetzung kommunaler Verkehrsmanagementsysteme erhöhen wir 2023 die Qualität im Störungsmanagement. Dafür erhalten die Mitarbeiter in der Leitstelle zusätzliche Informationen über die Verkehrslage beim Individualverkehr, die innerstädtischen Baustellen, die Lichtsignalanlagen sowie die aktuelle Fahrzeugauslastung der Bahnen und Busse. Daraus lassen sich Technologien zum teilautomatisierten Störungsmanagement und zur Fahrgastinformation entwickeln.