Bundeskanzler zu Besuch in Dresden
01.03.2024 | Unternehmen
Gestern hat er in unserer neuen Stadtbahn Platz genommen – ein ganz besonderes Ereignis für unser Unternehmen und das Demokratieprojekt metro_polis, das den Anlass für den hohen Besuch bot. Der Regierungschef nahm sich die Zeit, wichtige Gedanken über gesellschaftlichen Zusammenhalt und Gesprächskultur auszutauschen. Neben den Projektleitenden traf Olaf Scholz während seines 45-minütigen Treffens auf unserem Betriebshof in Trachenberge auch ehemalige Teilnehmenden des Gesprächsprojektes, um über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Olaf Scholz stellte viele Fragen an die Projektleiterin Kristina Krömer und ihr Team von metro_polis, um mehr über die Entstehung des Projekts, die Reaktionen der Menschen darauf und die Motivation von Frau Krömer für die Umsetzung zu erfahren.
Wertvolles Projekt für die Demokratie
Er lobte den Einsatz für die wichtige Demokratiearbeit: „Das Dresdner Projekt metro_polis ist eine bemerkenswerte Initiative und leistet einen bedeutenden Beitrag zu unserem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dialoge führen, unterschiedliche Meinungen austauschen, verschiedene Perspektiven verstehen und möglicherweise gemeinsame Standpunkte entwickeln – all das fördert die Gesprächskultur in unserem Land auf bestmögliche Weise. Die Organisation all dessen in den Wagen der Dresdner Straßenbahn zeugt von der Kreativität und dem Einfallsreichtum der Initiatoren. Mein herzlicher Dank gilt dem Team von metro_polis für ihren Einsatz.“
Die Straßenbahn als lebendigen Ort der Demokratie gestalten
Das Projekt „metro_polis“ wurde 2019 vom gleichnamigen Dresdner Verein ins Leben gerufen und versucht, Menschen zu verschiedenen Themen in den Austausch zu bringen. Ziel ist es, herauszufinden, wie ein konstruktiver gesellschaftlicher Diskurs in einer Zeit zunehmender Polarisierung und scheinbar kompromissloser Konfrontation geführt werden kann. Darüber hinaus betont es das Miteinander in der städtischen Gemeinschaft: Fahrgäste, die sich zufällig begegnen und daran interessiert sind, können nicht nur über aktuelle Themen diskutieren, sondern auch lernen, unvoreingenommen zuzuhören. Der Name „metro_polis“ vereint dabei die beiden wesentlichen Elemente des Projekts: „métro“ (Französisch für Straßenbahn) und „pólis“ (Griechisch für Stadtgemeinschaft).
„Die Straßenbahn als lebendigen Ort der Demokratie zu begreifen und für kollektive Meinungsbildungsprozesse zu nutzen“, erklärt Projektleiterin Kristina Krömer ist die Vision des Projektes. Es findet mehrmals pro Woche im letzten Abteil einer im normalen Linienbetrieb fahrenden Straßenbahn statt. Dort bilden sich Gesprächsrunden mit bis zu drei Fahrgästen. Das metro_polis-Team moderiert Diskussionen zu den relevanten Themen unserer Zeit: Gesellschaftlich drängende Fragestellungen wie Einsamkeit, Mobbing und Stressbewältigung gehören genauso dazu wie politisch kontroverse Debatten um Flucht und Asyl, Krieg und Frieden, Klima und soziale Gerechtigkeit.
Das gedankenanregende Gesprächsprojekt
metro_polis wird durch die Stadt Dresden gefördert. Wir unterstützen das Projekt als Partner. Ins Gespräch kommt man tagsüber außerhalb der Stoßzeiten auf verschiedenen Linien unserer Stadtbahnen. Jeder kann sich an den Diskussionen beteiligen. Einzige Voraussetzung ist der Besitz einer gültigen Fahrkarte. Wir stellen zur Durchführung des Projekts Sitzgruppen im hinteren Teil einer 45 Meter Bahn zur Verfügung. Der Gesprächsbereich wird mit Plakaten an den Fensterflächen entsprechend gekennzeichnet. Die Gespräche werden mit Hilfe der metro_polis-Moderatoren begleitet. Diese geben kein Thema vor, sondern die Inhalte werden durch die Gesprächsteilnehmer bestimmt.
„Im Zug erleben und hören wir die unglaublichsten Geschichten“, sagt Krömer. „Viele Fahrgäste freuen sich, unerwartet im Alltag auf Menschen zu treffen, die an ihrer Lebenswelt und ihren Erfahrungen interessiert sind. Wir stoßen aber auch auf Widerstand von Fahrgästen, die davon ausgehen, dass wir sie belehren wollen.“
Die Erfahrungen seit 2019 sind fast durchweg positiv. „Teilgenommen haben Fahrgäste im Alter von 7 bis 90 Jahren, vom obdachlosen Jugendlichen bis zum Referenten des Innenministeriums“, sagt Krömer. Die Moderatoren führten dabei Dialoge mit bis zu drei Personen. „Auch wenn es dabei oft um kontroverse Themen ging, blieb der Ton dank des direkten Kontakts, der persönlichen Atmosphäre und der Moderation immer respektvoll, offen und zugewandt“, fügt die Projektleiterin hinzu. Viele waren dankbar dafür, dass sich der sonst oft schweigsame Raum der Straßenbahn in eine lebendige Diskussionsplattform verwandelte.