Details zu den Angebotsanpassungen
15.04.2025 | Unternehmen

Mit der Verabschiedung des Doppelhaushaltes Ende März 2025 wurden wir, die DVB, vom Dresdner Stadtrat beauftragt, neben internen Sparmaßnahmen zur Kostensenkung und dem Verzicht auf geplante Angebotserweiterungen auch unser Leistungsangebot bei der Erbringung des ÖPNV in Dresden zu reduzieren. Gleichzeitig beschloss man, die finanzielle Unterstützung zu erweitern, sodass die Angebotsanpassung – anders als im Vorfeld zunächst befürchtet – sehr moderat ausfallen kann.
Die im Haushalt der Stadt beschlossenen Entscheidungen:
- Der angesichts kontinuierlich steigender Fahrgastzahlen so wichtige 10-Minuten-Grundtakt bei Straßenbahnlinien und 60er-Buslinien bleibt erhalten.
- Auch auf die Stilllegung von Fährstellen oder den saisonalen Betrieb der Bergbahnen kann verzichtet werden.
- Der ebenfalls im Stadtrat beschlossene „Brückenfonds“ sichert uns für die nächsten beiden Jahre anteilig wichtige Investitionen, deckt allerdings nicht alle notwendigen Projekte ab. Geplante Angebotserweiterungen1 werden daher nicht umgesetzt.
- Es wird moderate Angebotsanpassungen geben.
Anpassungen im ÖPNV-Angebot:
Die Angebotsanpassung sieht vor, dass wir nicht nur wie bisher in den Sommerferien, sondern auch in den Oster-, Herbst- und Winterferien einen sogenannten Ferienfahrplan einführen. Dieser tritt erstmalig in den Osterferien vom 22. bis 25. April 2025 in Kraft. In dieser Zeit entfallen alle Schülerverkehre, EV11 und Linie 62 verkehren alle 10 Minuten und die Linien 1, 2 und 65 kommen alle 15 Minuten.
Ab dem 2. Juni 2025 wird die Linie 7 zwischen Gorbitz und Pennrich nur alle 20 Minuten verkehren. Das heißt, tagsüber endet jede zweite Bahn von Weixdorf kommend bereits in Gorbitz. Am gleichen Tag wird die Buslinie 74 auf den Streckenteil Waldschlößchen bis Jägerpark verkürzt, die Buslinie 76 wird montags bis freitags auf ein Anruflinientaxi (alita) umgestellt.
Mit Beginn der Sommerferien ab 30. Juni 2025 verkehrt die Buslinie 88 nicht mehr im Viertelstundentakt, sondern nur noch alle 20 Minuten.
Mit dem Ende der Baustelle auf der Wehlener Straße im Dezember 2025 wird die Buslinie 87 von der Otto-Pilz-Straße in Mockritz kommend verkürzt und endet bereits in Tolkewitz.
Ab dem 11. August 2025 und damit zum Ende der Sommerferien werden die östlichen Endpunkte der Linien 4 und 9 getauscht. Die Linie 4 verkehrt dann von Weinböhla über Postplatz nach Prohlis, die Linie 9 von Kaditz über Postplatz nach Laubegast. Diese Änderung gehört nicht zum geforderten Sparpaket. Durch die Netzanpassung sollen die stark nachgefragten Äste beider Linien zur neuen Linie 9 vereint werden. Schon heute ist die Linie 4 im Zuge der Schandauer Straße zu bestimmten Zeiten grenzwertig ausgelastet, bei der Linie 9 ist die Achse vom Zentrum nach Kaditz stärker nachgefragt. Deshalb sollen auf der neuen Linie 9 auch die breiteren Stadtbahnwagen zum Einsatz kommen.
Finanzierung wichtiger Infrastrukturbauprojekte
Der vom Stadtrat in gleicher Sitzung bestätigte „Brückenfonds“ sichert uns die anteilige Finanzierung wichtiger Infrastrukturbauprojekte. Beispielsweise werden daraus die notwendigen Eigenmittel für den Ausbau der Königsbrücker Straße Süd, der 2026 beginnen soll, bereitgestellt. Auch unser Eigenanteil für den Bau der Nossener Brücke wird aus dem „Brückenfonds“ mitfinanziert. Die dadurch freiwerdenden Mittel stehen uns für eine Beteiligung an der Baustelle Hamburger Straße ab 2026 zur Verfügung.
Dennoch bedarf es für Erhalt und Ausbau des ÖPNV einer weitergehenden Finanzierung. So können wegen fehlender Eigenmittel die als Ersatz von älteren Dieselbussen vorgesehenen 45 Elektrobusse einschließlich der benötigten Ladeinfrastruktur jetzt nicht beschafft werden, obwohl bereits ein Fördermittelbescheid des Freistaates Sachsen über 23,4 Millionen Euro vorliegt. Auch für den Bau der Straßenbahnverlängerung Linie 8 von Hellerau zum Gewerbegebiet im Dresdner Norden (Ansiedlung ESMC) stehen bisher noch keine Gelder zur Verfügung.
Antworten auf häufig gestellte Fragen
Warum wurden trotz Sparauftrag neue Straßenbahnen gekauft?
Unsere ersten Niederflurbahnen (NGT 6 DD) sind seit 1995 im Einsatz. Nach nun fast 30 Jahren beginnen diese zu altern. Ersatzteile sind auf dem Markt längst nicht mehr verfügbar, die Instandhaltung wird immer aufwendiger und teurer. Die Entscheidung neue Stadtbahnen zu kaufen, wurde bereits vor 10 Jahren getroffen, da die Alterungsprozesse (wie bei einem Auto) vorhersehbar sind.
Für einen funktionierenden, leistungsstarken und sicheren Nahverkehr ist die Investition in neue Fahrzeuge daher unabdingbar und zukunftsgewandt. Zudem konnte der Kauf neuer Stadtbahnen überwiegend aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Freistaat Sachsen finanziert werden.
Warum wurden Stadtbahnen eingekauft, die nicht im ganzen Liniennetz fahren können?
Schon in den 1970er-Jahren war absehbar, dass die Kapazität der in Dresden verkehrenden Straßenbahn in Zukunft nicht ausreichen würde. Bereits seit dieser Zeit wurde das Straßenbahnnetz auf den Einsatz breiterer Fahrzeuge vorbereitet. Die Neubaugebiete Prohlis und Gorbitz wurden schon so ausgelegt. Nach dem Mauerfall nahm diese Entwicklung neue Fahrt auf. Heute sind bereits 80 Prozent des Netzes für die 2,65 m breiten Bahnen befahrbar. Das ist übrigens ein bundesweiter Standard für Stadtbahnwagen und keine Dresdner Besonderheit.
Unsere neuen Stadtbahnen können einige Linien wie die 2 oder 3 inkl. Umleitungsstrecken komplett befahren. Im Herbst folgt die Linie 9, die dann von Laubegast nach Kaditz verkehren wird. Es ist richtig, dass auf einigen Linien Engstellen bestehen. Gerade für die so nachfragestarke Linie 7 müssen wir noch auf den Ausbau der Königsbrücker Straße und eines Teils der Kesselsdorfer Straße warten. Diese Bauvorhaben sind von der Stadt Dresden und weiteren Entscheidungsträgern abhängig.
Warum wurden trotz Sparauftrag neue Diesel-Busse gekauft?
Viele unserer Busse hatten zum Teil über eine Million Kilometer Laufleistung erbracht und damit einen hohen Reparaturaufwand verursacht. Die Fahrzeuge sind nach 10 Jahren im Linieneinsatz völlig verschlissen und müssen ausgetauscht werden. Die neuen Busse sind moderner, wartungsarm und entsprechen der höchsten europäischen Abgasnorm. Sie wurden – wie unsere neuen Stadtbahnen – zum großen Teil durch Fördergelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mitfinanziert.
Warum wurden trotz Sparauftrag E-Busse gekauft?
Nach dem „Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge“, das die Vorgaben der europäischen „Clean Vehicles Directive“ in deutsches Recht überführt hat, sind wir heute in großen Teilen zum Kauf emissionsfreier Busse verpflichtet. Für die Beschaffung haben wir zudem Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie dem Sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) erhalten.
Kann die DVB die Teilnahme am D-Ticket beenden?
Das möchten wir gar nicht, denn entsprechend seines Namens gilt das Deutschlandticket im gesamten Bundesgebiet. Touristen würden es nicht verstehen, wenn sie es in unseren Verkehrsmitteln nicht nutzen könnten. Das Deutschlandticket ist eigentlich ein richtig guter Ansatz, da es die Attraktivität des ÖPNV enorm steigert und die Benutzung vereinfacht. Was fehlt, ist eine auskömmliche Finanzierung. Diese fordern wir, ebenso wie viele andere Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland, von Bund und Ländern ein.
Warum ist Geld für neue Wartehäuschen da?
Die Fahrgastunterstände an unseren Haltestellen sind Bestandteil eines Vertrages zwischen der Stadt Dresden und einer Stadtmöblierungsfirma. Die Firma darf dort Werbung machen und stellt dafür die Häuschen auf eigene Kosten auf. Wir als DVB und natürlich unsere Fahrgäste profitieren von den Unterständen. Aber wir bezahlen die neuen Wartehäuschen nicht.
Warum sucht die DVB immer noch nach neuen Mitarbeitern, obwohl Einsparungen vorgenommen werden sollen?
Trotz punktueller Angebotskürzungen und interner Sparmaßnahmen geht es bei der DVB natürlich weiter. Die Fahrzeuge müssen weiterhin repariert, Baumaßnahmen koordiniert und der tägliche Betrieb fortgesetzt werden. Nicht jede Stelle kann eingespart werden, wenn die jeweilige Fachkraft in Rente geht oder das Unternehmen verlässt. Dennoch schauen wir intern genau hin, ob eine Neubesetzung aktuell gerechtfertigt ist und begrenzen Stellennachbesetzungen auf das notwendige Minimum.
Hat die DVB schlecht gewirtschaftet?
Nein. Der ÖPNV in Deutschland funktioniert nicht privatwirtschaftlich, sondern ist ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge. Die Kommunen und Landkreise bestellen bei den Verkehrsunternehmen die zu erbringenden Leistungen und geben auch die Fahrpreise vor. Die bestellten Leistungen werden aber nur zum Teil mit den Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gedeckt und müssen deshalb auch mit Zuschüssen von Bund, Land und Stadt bezahlt werden.
Die Kosten für Betrieb, Instandhaltung und Investitionen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Sowohl die Fahrgeldeinnahmen als auch die Ausgleichszahlungen des Freistaats sind nicht in dem Maße gestiegen, um die gestiegenen Kosten vollständig zu decken. Wir sind mit diesem strukturellen Problem nicht allein in Deutschland.
Warum werden trotz Sparauftrag Eintrittskarten für Sportveranstaltungen und Messen verlost?
Die aktuell zu verlosenden Freikarten haben wir durch Kooperationen mit langjährigen Partnern erhalten. Wichtig ist dabei, dass wir kein Sponsoring betreiben, sondern uns diese Karten für unsere Kundschaft nur durch den Austausch von Leistungen, beispielsweise durch gegenseitige Werbung, zur Verfügung stehen. Solche Verträge mit unseren Partnern bestehen schon seit vielen Jahren. Solange diese noch Bestand haben, wollen wir unseren Fahrgästen die Freude an dem ein oder anderen Gewinnspiel machen dürfen.
Sollte die DVB nicht lieber auf die MOBIbikes und MOBI allgemein verzichten, um zu sparen?
Mit MOBIbike und MOBIcar bieten wir eine emissionsarme und flexible Art der Fortbewegung an, die nicht nur rege genutzt wird, sondern auch der Umwelt zugutekommt. Eine Beendigung der MOBI-Angebote würde mehr Menschen motivieren, wieder das eigene Auto zu nutzen. Im Falle des MOBIshuttles haben wir uns aufgrund der ausgelaufenen Förderung und der nennenswerten Folgekosten für das planmäßige Auslaufen des Projekts entschieden.
Jeder in den Aufbau der MOBIpunkte und die Stationierung der Fahrzeuge investierte Euro erzielt einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen von 1,80 Euro. Das hat eine im Rahmen des EU-Projektes „MAtchUP“ durchgeführte Studie zur Untersuchung des kommunalen Nutzens von Mobilitätsstationen in Dresden ergeben. Daraus geht hervor, dass durch die Nutzung der MOBI-Angebote in Dresden bereits heute jährlich 6.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht etwa dem Jahresausstoß von 2.900 PKW.
Auch die Effekte der Carsharing-Fahrzeuge lassen sich wissenschaftlich belegen. Anhand der Nutzungszahlen ließ sich nachweisen, dass deshalb 2.200 private PKW weniger auf Dresdens Straßen unterwegs sind. Das kommt einer Stellplatzreduzierung von insgesamt 11,5 Kilometern Länge gleich. Hierdurch reduziert sich der Parkdruck und die gewonnenen Flächen lassen sich anderweitig nutzen. Selbst die gesundheitlichen Aspekte, wenn Menschen mehr Rad fahren anstatt mit dem eigenen PKW, lassen sich quantifizieren. Alle Merkmale zusammen ergeben ein Verhältnis Aufwand zu Ertrag von 1 zu 1,8. Bei kontinuierlichem Ausbau der MOBI-Angebote wird bis 2030 sogar ein kommunaler Nutzen von 4,50 bis 5,30 Euro pro investiertem Euro prognostiziert.
Wird es weiterhin Schülerverstärkerfahrten geben?
Der Schülerverkehr hat für uns eine besondere Bedeutung und wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir hier tragen. Sollte es zu Anpassungen kommen, legen wir großen Wert darauf, Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden.